"Sind Hausmittel bzw. Mittel auf pflanzlicher Basis grundsätzlich harmlos?"

Hier muss differenziert werden zwischen 'Hausmitteln' und 'Arzneimitteln auf pflanzlicher Basis': Hausmittel sind in der Regel äußere Anwendungen, wie Wickel, Einreibungen, Inhalationen oder als innere Einnahme: besondere Nahrungsmittel und Kräutertees. Eine Überdosierung an "heißer Milch mit Honig" oder "Lindenblütentee" ist vorstellbar, aber nicht gefährlich.
Anders dahin gegen sieht es bei pflanzlichen Arzneimitteln aus. Hier wird in der Regel eine Urtinktur der Pflanze verabreicht, das heißt der Wirkstoff ist sehr konzentriert und kann in Überdosierung heftige Reaktionen hervorrufen, genau so wie bei allopathischen Arzneimitteln (Antibiotikum etc.)! Die Heilwirkung einer Pflanze liegt in ihrer Drogenwirkung oder auch in ihrem "Gift", wie Paracelsus schon erkannte – und dass dieses Gift wohl dosiert sein muss, erklärt sich von selbst: «All dinge sind gift und nichts ohn gift. Allein die dosis macht, das ein ding kein gift ist.» (Theophrastus Bombastus von Hohenheim, Paracelsus)

"Welche Fehler kann man bei der Verwendung von Hausmitteln machen?"

Der größte Fehler ist, das Allgemeinbefinden des Kindes außen vor zu lassen. Zum Beispiel kann mit Wadenwickeln das Fieber gesenkt werden und das Kind ist scheinbar geheilt – aber es geht ihm trotz gesenktem Fieber nicht gut, dann muss schleunigst gehandelt werden und ärztlicher Rat hingezogen werden. Das Fieber könnte nämlich nur Ausdruck einer Akuterkrankung sein (wie zum Beispiel einer Lungenentzündung), und diese verschwindet nicht automatisch, wenn das Fieber gegangen ist. Dann muss spezifisch behandelt werden – und Fieber wäre in so einem Fall die Heilreaktion!

"Sie empfehlen bei Magen-Darm-Grippe selbst bei Kleinkindern bereits Cola. Warum?"

Cola ist in diesem Fall ein "Hausmittel" und kann bei akuten Magen-Darm-Infekten in medizinischer Dosierung eingenommen werden Das bedeutet Löffel-weise. Durch den hohen Zuckergehalt hat es elektrolytische Wirkung – was eine gute Gemüsebrühe auch macht. Bei Cola kommt allerdings noch unterstützend hinzu, dass es Phosphorsäure enthält. Diese Säure kann bei großer Schwäche und Erschöpfung stärkend und belebend wirken. Ob Eltern jedoch ein industrielles, ungesundes, koffeinhaltiges Softgetränk ihren Kindern verabreichen wollen, müssen sie selber abwägen. Alternativ dazu kann wunderbar homöopathisch gearbeitet werden – die Phosphorsäure gibt es auch ohne Cola in Globuliform! Aber auch bei homöopathischen Arzneimitteln sei vor Überdosierung gewarnt.

Gudrun Barwig, Heilpraktikerin

Interview mit Simone Blaß,
Redakteurin bei www.eltern.t-online.de
am 28.10.2010

Artikel unter: http://eltern.t-online.de/hausmittel-bei-kindern-heilkraefte-des-eigenen-koerpers-unterstuetzen/id_43311454/index

Bild: Peter Kraayvanger