Wenn ich im folgenden den Begriff Depression verwende, meine ich damit eine Phase, in der eine sich antriebslos fühlt, vielleicht traurig ist. Viele Dinge, die zu tun wären, werden nicht erledigt, und eine leidet darunter. Innerlich fühlt eine sich schwer, mutlos, bedrückt und nach außen dringt am ehesten Gleichgültigkeit. Alles wirkt hoffnungslos.

Eine, die unter Depression leidet, braucht Hilfe, muss ernst genommen werden. Es ist nicht unbedingt der Zustand des Stillhaltens, der sofort verändert werden muss. Stillstand, Anhalten, kann ein Zustand im Leben sein, um neue Bewegungen einzuleiten, den wir nicht gewöhnt sind, als dazugehörig zu akzeptieren. Meiner Meinung nach sind solche Phasen Zeiten des scheinbaren Stillstandes und Teil des Prozesses der Veränderung.

Depressionen können ein Zeichen für Strukturen, eigene und äußere, sein, die uns nicht gut tun. Der Leidensdruck kann ausschlaggebend sein, um sich auf den Weg der Veränderung zu machen. Dabei kann es nötig sein, Hilfe von anderen annehmen zu lernen. Manchmal ist auch eine medikamentöse Behandlung sinnvoll, für einige Zeit.

Gründe für Depressionen:

O Antrainierte Verhaltensmuster Wut kehrt sich nach innen – wird zu Resignation und Schwermut
O
Erfahrene Demütigungen im Alltag
O emotionale und körperliche Verletzungen
O Gewalterfahrungen
O Beziehungskonflikte
O Gesellschaftsstruktur – patriarchale Hierarchien
O Isolation - Vereinsamung
O Finanzielle Not
O Persönliche Traumata, wie der Verlust eines geliebten Menschen
O Bei Frauen Überlastung durch Beruf, Familie und Haushalt – "klassische Rollenteilung"
O Bei Frauen "hormonelle Störungen": PMS, Kindsbettpsychose, Wechseljahrsbeschwerden
O Chronische Krankheiten oder Schmerzen können als Begleitsymptom immer Depression aufweisen

Viele traditionelle Behandlungsmethoden zielen darauf ab, die "Funktionsuntüchtigkeit" schnell zu beheben . Damit wird eine tiefere Auseinandersetzung eher vermieden als gefördert. Zumal wir alle Schwierigkeiten haben, Krankheit als etwas anderes als einen möglichst schnell zu behebenden Defekt zu betrachten.

Chancen von Depressionen

Depressionen können Anlass sein, die Welt draußen zurück zu stellen, um sich von Verlust und Traumata zu erholen.

  • Eine Zeit, um zu verarbeiten, innere Wunden zu heilen
  • Als Alarmzeichen, die Schlimmeres verhüten sollen
  • Aufbegehren der Seele gegen reale Gefahren, ungelöste Konflikte, unerfüllte Bedürfnisse, untragbare Belastungen
  • Zeit der Vorbereitung auf etwas Neues, was ein intensives nach "innen lauschen" erfordert
  • Evtl. eine "Kurskorrektur" vornehmen und zu mehr Stimmigkeit verhelfen
  • Loslassen von überlebten Mustern
  • Lernen zyklisch zu leben, zu erkennen, dass jede Lebensphase einen Sinn hat im Prozess der inneren Entwicklung
  • Die innere Selbsttäuschung wird immer schwieriger; Lebenslügen können nicht mehr aufrecht erhalten werden.

In der ganzheitlichen Heilarbeit versuchen wir unter genau diesen Gesichtspunkten eine Umgehensweise zu finden, wobei die Heilung nur mehrgleisig stattfinden kann.

  • Suche nach Auslöser
  • Veränderung der Lebenssituation
  • Annehmen der eigenen Persönlichkeit
  • Annehmen der eigenen Verhaltensmuster - veraltete Muster überwinden
  • Geduld haben mit sich selbst
  • Liebevoll für sich selbst sorgen
  • Neues Umfeld schaffen
  • Unterstützung suchen (Selbsthilfegruppen, psyhosomatische Klinik, Psychotherapie, Körperarbeit, spirituelle Arbeit etc.)
  • Neue Werte finden
  • Unterstützung durch pflanzliche Mittel, Bachblüten
  • Anregung der Selbstheilungskräfte (z.B.durch die Homöopathie oder andere energetische Heilmethoden)

Naturheilkundliche Heilmittel bei Schwermut

Hildegard von Bingen:
"Wenn die Leber eines Menschen von Traurigkeit krank wird, so soll er sich ein Hähnchen mit Ysop kochen, noch ehe die Krankheit in ihm überhand genommen hat, und soll den Ysop samt dem Hähnchen oft essen. Auch frischen Ysop in Wein gelegt, soll er oft verspeisen und auch diesen Wein trinken. Denn für eine derartige Krankheit (Melancholie) ist Ysop nützlicher als für jemanden, der bloß an der Lunge leidet." Weiterhin empfiehlt sie Veilchen-Wein, Fenchel und Dinkelkekse mit Muskatnuss.

Pflanzenheilkunde:

Das Johanniskraut hilft sowohl bei körperlichen wie auch seelischen "Nervenschmerzen", es hat eine gemütsaufhellende Wirkung, bringt die Sonnenenergie. Vom Tee können je nach Bedarf 2-3 Tassen täglich getrunken werden. Johanniskraut gibt's auch als Tropfen oder Kapseln – aber Vorsicht vor Daueranwendung: es macht stark lichtempfindlich!

  • Melisse: öffnet das Herz, beruhigt, bringt sanften Schlaf (Tee oder Aromatherapie)
  • aldrian: Sedativum, wirkt nur bei höherer Dosis
  • Hopfen: mildes Sedativum, besonders Schlaf fördernd, bei nervösen Gastropathien
  • Schlafkissen aus: Hopfenzapfen, Johanniskraut, Lavendelblüten
  • Schafgarben-Leberwickel: entgiftend oder stärkend
  • Lavendel-Aurum-Rosensalbe von Weleda: antidepressive Wirkung, im Herzbereich mehrmals täglich sanft einreiben
  • Rosmarin- und Zitronenölbad: anregend, belebend

Aromatherapie:
Melisse, Orange, Bergamotte, Jasmin, Lavendel, Muskatellersalbei, Rose, Sandelholz, Schafgarbe, Basilikum, Muskatnuß
Wunderbare Mischungen bietet "Die den Wind sieht" www.hanneknott.de

Bachblüten:
Über Anamnese herausgefundene Bachblüten, die je nach persönlicher Situation und eigenen Verhaltensmustern transformierend und sehr wirkungsvoll unterstützend helfen; bewährte Blüten: Mustard, Gentian, Star of Betlehem, Rock Rose

Farbtherapie:
Gold-gelb als Farbe (Seidentuch oder Farblichtbehandlung)
Und alle Farben, die einer gut tun.

Fußreflexzonentherapie:
Erdet, bringt Boden unter die Füße und Selbstvertrauen, Körpergefühl herstellen: "Ich stehe in der Welt": Laufen, stampfen, tanzen.

Homöopathie:
Hier versuchen wir, den Menschen möglichst in seiner Gesamtheit zu sehen und so das individuell passende Konstitutionsmittel ausfindig zu machen, das die Lebenskraft und damit die Selbstheilungskräfte anregen soll. In der Homöopathie sind vor allem der Auslöser, wie auch die ganz eigenen Verhaltensreaktionen von Bedeutung. Es wird nicht versucht, die Depression weg zu machen, sondern die dahinter stehenden Emotionen aufzudecken, so zum Beispiel ganz häufig eine versteckte Wut über erlebte Demütigung, Trauer über vergangene Traumata, Verletzung durch frühere Gewalterfahrungen. Wenn diese Wut, Trauer oder Verletzung erkannt oder empfunden wird, wird sich die Depression lösen und die Heilung ist eingeleitet.

Empfehlungen für zu Hause:
Körperliche Bewegung: schwimmen, tanzen, spazieren gehen, Kontakt zu anderen suchen, Netze knüpfen, Selbsthilfegruppe, Kontakt zum Leben: Haustier, Natur aufsuchen, Licht und Sonne
Sich Schutzräume schaffen: Kuschelecke, Kinderbücher ...
Entspannung, Sauna, heißes Bad
Ja sagen, akzeptieren, dass der Zustand gerade so ist.

 

Veröffentlichung: Interview bei Radio Z, Redaktion: Durchgeknallt, am 6.4.1999

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